Myofunktionelle Störungen sind Funktionsstörungen des orofazialen Muskelgleichgewichts, die mit Anomalien der Zahnstellung, des Kiefers und des Gaumens einhergehen können. Verursacht z.B. durch eine Fehlstellung im Mund- und Kieferbereich oder häufige frühkindliche HNO-Erkrankungen (Adenoide Vegetationen, Polypen, häufige Infektionen des Nasen/Rachenraumes, Mittelohrentzündungen…). Auch Habbits wie Daumenlutschen, langer Gebrauch eines Schnullers, Lippenbeißen oder Zähneknirschen können dazu führen, dass Spannung und Bewegungsmuster der Mund- und Gesichtsmuskulatur nicht im Gleichgewicht sind. Wenn die Zunge beim Schlucken nicht gegen den Alveolardamm (Gnubbel des Gaumens, kurz hinter den oberen Schneidezähnen) drückt, sondern gegen oder gar zwischen die Zähne stößt, führt das zu Fehlstellungen der Zähne (Dysgnathien) oder Kieferfehlstellungen.
Dies kann sich zeigen durch folgende Symptome:
• Offene Mundhaltung mit Mundatmung und falscher Zungenruhelage
• Zungenvorstoß beim Schlucken (Viszerales Schluckmuster)
• Phonetische Störung: z.B. Sigmatismus (addentalis, interdentalis oder lateralis), Schetismus, Chetismus usw., früher »Lispeln« genannt
Eine Sprachentwicklungsstörung (SES) liegt vor bei einer signifikanten zeitlichen oder inhaltlichen Abweichung von der normalen Sprachentwicklung im Kindesalter, die sich auf allen linguistischen Ebenen zeigen kann. Sprachentwicklungsstörungen werden eingeteilt in umschriebene oder spezifische SES (SSES), die allein die Beeinträchtigung des Spracherwerbs ohne begleitende organische, mentale oder emotionale Schädigungen aufweisen und Sprachentwicklungsstörungen im Rahmen von Komorbiditäten. Bei einer Sprachentwicklungsverzögerung (SEV), die vor dem 3. Lebensjahr auftritt, produzieren Kinder bis zum Ende des zweiten Lebensjahres weniger als 50 Wörter und keine Wortkombinationen, zeigen ansonsten aber einen altersgerechten Entwicklungsstand. Dann werden sie als Late Talker bezeichnet.
Ursächlich können sich z.B. genetische, neurologische Faktoren (z.B. frühkindliche Hirnschädigung), organische, medizinische Faktoren (z.B. Hörstörungen), psychische Faktoren (z.B. Trennung der Eltern, Rivalität zwischen Geschwistern) oder soziokulturelle Faktoren (z.B. mangelnde Sprachanregung, Bi- oder Multilingualität) auswirken. Folgend einige Symptome, die einzeln oder auch kombiniert auftreten:
Die Aussprache eines/mehrerer Laute gelingt sprechmotorisch nicht störungsfrei (z.B. werden die Sibilanten /s/, /z/, /sch/ und /ch1/ nicht richtig gebildet, da die Zunge bei der Lautbildung zwischen die Zähne (Sigmatismus interdentalis) oder an die Zähne stößt (Sigmatismus addentalis), früher auch »Lispeln« genannt. Der betroffene Laut kann generell nicht gebildet werden und wird ersetzt oder ausgelassen (z.B. »Loller, Lutsche, Bälen«« statt »Roller, Rutsche, Bären«). Sind mehrere Laute betroffen oder besteht die Tendenz zu unpräziser »vernuschelter« Aussprache, kann die Verständlichkeit eingeschränkt sein und die verbale Kommunikation beeinträchtigen.
Ein Laut, oder mehrere Laute, werden nicht regelgerecht verwendet, obwohl der Laut isoliert gebildet werden kann. Bedeutungsunterscheidende Merkmale von Lauten fehlen, und ähnlich klingende Laute werden nicht voneinander differenziert, nicht korrekt verwendet, vertauscht oder ausgelassen (z.B. wird aus »Kanne« »Tanne«, aus »Garten« »Da_ten«, aus »Banane« »_nane«, aus »Paket« »Papet«)
Sprachverständnis (passiver Wortschatz) oder Produktion (aktiver Wortschatz) von Wörtern können verzögert oder gestört sein. Der Wortschatz ist nicht altersgerecht angereichert, der Zugriff darauf ist gestört oder die Bedeutung von Wörtern ist unklar. Das Kind verwendet z.B. häufig GAP-Verben: »Der Junge machen unten« für »Der Junge rutscht die Rutsche runter« , kann »Ball/Ente/Tisch/Drachen/Zwiebel…« nicht benennen oder kann »Apfel« nicht den Oberbegriffen »Obst« oder »Gemüse« zuordnen). Wörter, Sätze und Handlungsanweisungen werden nicht verstanden und das Kind reagiert deshalb nicht oder unangemessen.
Das grammatische Regelsystem ist unvollständig oder wird nicht korrekt angewendet. Das Kind hat z.B. Schwierigkeiten, bestimmte Artikel, Singular/Plural für Nomen oder Vergangenheitsformen bei Verben korrekt zu verwenden, was sich auf das Sprachverständnis und die Produktion von Sätzen auswirken kann (z.B. »Den Auto ich will.«, »Der Essen untenfallt.«, »Den Frau Post macht.« für »Die Frau schreibt einen Brief.«)
Erzählungen, Beschreibungen von erlebten Situationen sowie wiedergegebene Bildergeschichten sind nicht verständlich. Das Umfeld (Eltern, Geschwister, Erziehende, Freunde, etc.) kann nicht nachvollziehen, was das Kind meint. Auch Mimik und Gestik als Teil der nonverbalen Kommunikation können beeinträchtigt sein. Der pragmatisch-kommunikative Bereich des Spracherwerbs umfasst die komplette Anwendung sprachlicher und nicht-sprachlicher Kenntnisse (z.B. auch Mimik und Gestik).
Die Inhalte der Sprachtherapie werden individuell an die Bedürfnisse sowie an den jeweiligen Entwicklungsstand des Kindes angepasst. Die Übungen werden schrittweise aufgebaut und in enger Zusammenarbeit mit den Eltern durchgeführt. Ausdrücklich regen wir dazu an, zu Hause zu üben, um die Therapiefortschritte zu festigen und in den Alltag zu übertragen. Dafür wünschen wir uns die Mitarbeit von Kindern und Eltern und tägliche »Logo«-Zeitfenster, für die wir Arbeitsmaterial und kleine Übungseinheiten bereitstellen.
Wir arbeiten vorrangig mit folgenden Therapiemethoden, angelegt an:
• Psycholinguistisch orientierte Phonologie-Therapie (P.O.P.T.) nach Annette Fox-Boyer
• Minimalpaartherapie nach Tanja Jahn
• Therapie von Artikulationsstörungen nach Charles van Riper